EU: Aktuelle REACH Überwachungsprojekte – Erkenntnisse und Konsequenzen

Importierte Produkte, Chemikalien und Verbraucherprodukte

Vorab: Das „Forum für den Austausch von Informationen zur Durchsetzung“ (Forum) ist ein Netzwerk von Behörden, welches für die Durchsetzung der REACH-, CLP-, Biozid- und PIC-Verordnungen in der EU sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein zuständig ist. In Durchsetzungsprojekten werden einzelne Aspekte der oben genannten Verordnungen in der Praxis auf dem Markt überprüft. Die Ergebnisse werden in Berichten zusammengefasst.

 

Importe rücken in den Fokus



Das nächste REACH-EN-FORCE-12 (REF) Projekt wurde bereits im November 2022 angekündigt. Das Forum wird über das Jahr 2024 den Import von Stoffen, Gemischen und Erzeugnissen im Zusammenspiel mit den Prioritäten der Europäischen Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (Chemicals Strategy for Sustainability, CSS) überprüfen. Die Ergebnisse werden in einem Bericht Ende 2025 veröffentlicht.

Das Projekt ergab sich aus einer nicht-Konformitätsrate von Importen von 23%, die in einem Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Zollbehörden festgestellt wurde. Als effektivste Vorgehensweise wird die Überprüfung bei der Einfuhr erachtet. Das Forum stärkt aus diesem Grund die Zusammenarbeit mit REACH-Inspektoren und Zollbehörden. Durch die intensivere Importkontrolle soll REF-12 ebenfalls dazu beitragen, die Ziele der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit zu erreichen. In der CSS wurde der Import von Stoffen, Gemischen und Erzeugnissen als ein Feld definiert, welches erhöhten Kontrollbedarf aufweist.

Das follow-up der Projekte besteht für gewöhnlich aus Ergebnissen und Empfehlungen, die sich an die jeweiligen Wirtschaftsakteure richten. Zu den Lücken, die das REF-12 aufdeckt, werden Workshops und weitere Maßnahmen bei Bedarf angeboten, die 2026 stattfinden werden.

 

Verbraucherprodukte wie Spielzeuge, Ladegeräte oder Kabel sind besonders betroffen



Ein EU-weites Überwachungsprojekt stellte 2022 deutlich erhöhte Konzentrationen an regulierten Stoffen wie Blei und Phthalate in Verbraucherprodukten fest. Der Bericht wurde Ende 2023 dazu veröffentlicht. Es wurden über 2.400 Produkte überprüft, wovon 400 gegen europäische Chemikaliengesetzgebungen verstießen. Das Projekt fokussierte sich auf Beschränkungen aus der REACH- und POP-Verordnung sowie der RoHS- und Spielzeug Richtlinie. Die meisten Verstöße wurden in folgenden Produktgruppen festgestellt.

Elektrische Geräte (Spielzeuge, Ladegeräte, Kabel): 52%

  • Blei in Loten
  • Phthalate in weichen Kunststoffteilen
  • Cadmium in Leiterplatten

Sportausrüstung (Yogamatten, Fahrradhandschuhe, Bälle oder Gummigriffe): 18%

  • Kurzkettige-Chlorparaffine (SCCP) und Phthalate in weichen Kunststoffteilen
  • Polycyclische aromatisierte Kohlenwasserstoffe (PAK) in Gummi

Spielzeuge (Bade-/ Wasserspielzeug, Puppen, Kostüme, Spielmatten, Kunststoffteile in diversen Spielzeugen, Kinderpflegeartikel): 16%

  • Phthalate in weichen Kunststoffteilen
  • Weitere beschränkte Stoffe wie PAK, Nickel, Bor oder Nitrosamine

Modeprodukte (Taschen, Schmuck, Gürtel, Kleidung und Schuhe): 15%

  • Phthalate, Blei und Cadmium

 

Die meisten nicht-konformen Produkte mussten vom Markt genommen und einige zurückgerufen werden. Hinzu kamen je nach nationaler Gesetzgebung Sanktionen wie beispielsweise Bußgelder. Zudem wurden einige Produkte und deren Risiken auf der Safety Gate Seite der EU veröffentlicht. Die nicht-Konformitätsrate war in Produkten höher, die in die EU importiert wurden oder deren Herkunft unbekannt war.

Die ECHA empfiehlt Wissen zu rechtlichen Anforderungen und verwendeten Materialien zu den eigenen Produkten aufzubauen, um einen risikobasierten Ansatz zur Material Compliance verfolgen zu können. Zudem ist die Vertrauenswürdigkeit der Zulieferer oder Hersteller sicherzustellen, insbesondere von importierten Produkten, da hier die meisten Verstöße festgestellt wurden und das REF-12 sich nun auch speziell auf Importe konzentriert. Für einen risikobasierten Ansatz kann auf der Safety Gate Seite nach ähnlichen Produkten gesucht werden, um kritische Faktoren zu identifizieren. In der zweiten Hälfte von 2024 soll es zu gefährlichen Stoffen in Verbraucherprodukten einen Workshop mit den Stakeholdern geben, um die Erkenntnisse und Empfehlungen zu diskutieren.

Weitere wertvolle Tipps zu Material Compliance in der Unternehmenspraxis können Sie auch hier nachlesen.

 

Autorin

Linda Kritzler (B. A.)
Material & Environmental Compliance Consultant

Veröffentlicht am 30.01.2024
Kategorie: Fokus Automotive, Fokus Industry, Fokus Consumer Goods & Retail, Fokus Electrical and Wireless, Fokus Medical Devices, Fokus Third Party, Compliance

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